Wir begrüßen Sie sehr herzlich in unserer Erlöserkirche
Am 4. Mai 1890 wurde im Beisein von Kaiserin Auguste Victoria der Grundstein gelegt, am 21. Oktober 1892 fand die Einweihung statt. Daran erinnert eine Tafel in der Vorhalle. Dieser letzten deutschen Kaiserin verdanken wir allein im Großraum Berlin über 70 Kirchen. Die rege Bautätigkeit jener Jahre wurde vom legendären Berliner Witz so kommentiert: „Bei uns werden mittwochs und samstags von 10 bis 12 Uhr Kirchen einjeweiht“ und trug Auguste Victoria den Beinamen „Kirchenjuste“ ein.
Wesentliche Unterstützung fand die Kaiserin durch den „Evangelisch-Kirchlichen Hülfsverein“ und ihren Oberhofmeister Ernst August Freiherr von Mirbach - liebevoll „Glockenaujust“ genannt. Unsere Kirche im damaligen Vorort Rummelsburg war die erste in dem Bauprogramm aufgrund der ärmlichen Verhältnisse der Arbeiter, die in den Bildern des hier lebenden Malers Heinrich Zille authentisch festgehalten sind. Architekt der Erlöserkirche wurde Baurat Max Spitta. Vorbild war die Apostelkirche in Hannover.
Aus der Gründungszeit ist manch Wertvolles erhalten geblieben: Kanzel, Taufstein, Altarbild, Portale, Glocken, Kaiser- und Ministerstühle.
Die Inschrift über dem Portal „Ev.(angelisch) luth.(erische) Erlöserkirche“ ließ Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts Gottfried Kunzendorf anbringen. Als Pfarrer der „Bekennenden Kirche“ stemmte er sich damit gegen den Einfluss der „Deutschen Christen“.
Unsere jetzige Orgel erbaute die Firma Schuke 1940-1943 unter Verwendung einiger Register der alten Dinse-Orgel aus dem Jahre 1892. Sie erklingt bei Gottesdiensten und den vielfältigen Kirchenmusiken. Seit den 90er Jahren führt der überregional bekannte Chor der Erlöserkirche regelmäßig die großen Oratorien auf.
Ein schwerer Bombenangriff suchte Rummelsburg am 26. Februar 1945 heim. Dabei verloren wir unter anderem unsere alten Altarfenster. Die neuen Glasfenster stellte die Firma Müller in Quedlinburg nach Entwürfen von W. Ritterbach 1947/48 her.
Nach dem Mauerbau war die Erlöserkirche ein wichtiger Treffpunkt oppositioneller Gruppen. Ab 1981 fanden hier die sozial- und regimekritischen Bluesmessen und Friedenswerkstätten mit bis zu 5000 Teilnehmern aus der ganzen DDR statt. Am 28.10.1989 forderten hier maßgebliche Künstler der DDR unter dem Leitwort „Wider den Schlaf der Vernunft“ gesellschaftliche Veränderungen ein.
Schon seit vielen Jahren bestand die Notwendigkeit, das Kirchgebäude zu sanieren. Angesichts der Größe wie auch der Schäden stellt dies eine gewaltige Aufgabe dar. Bereits 1993 wurde eine moderne Heizung installiert, 2000 sind Dach und Turm (mit neuer Uhr) instand gesetzt worden. 2006 wurden durch einen totalen Querschnitt eine Isolierschicht eingebaut und das Gebäude trockengelegt, die Klinkerfassade abgestrahlt, die beiden nach dem Krieg zugemauerten Fenster vor dem Altarraum geöffnet, so dass wieder mehr Licht in den Kirchenraum strömt.
Besonders groß war unsere Freude über die ersten Etappen der Innenrenovierung im Jahre 2007. Die höchst gelungene farbliche Ausgestaltung, u. a. die dezente Einbeziehung einiger alter Malereien aus der Kaiserzeit, verleiht der Erlöserkirche eine ganz neue Ausstrahlung. Ein größerer Abschnitt ist an der Rückwand der Orgelempore und im Vorraum zu sehen und gibt einen Eindruck davon, wie die Kirche ursprünglich ausgesehen hat.
Leider sind die prächtigen Kronleuchter aus der Kaiserzeit nicht mehr vorhanden. Die jetzigen, alten Lampen sind nur eine Übergangslösung.
Im Frühjahr 2008 wurden die Kanzel und das Altarbild gereinigt und ausgebessert. Letzteres hatte Ernst Körner zur Einweihung der Kirche 1892 geschaffen und der Gemeinde zum Geschenk gemacht. Den Vordergrund überstrahlt Jesus, der aus der dunklen, stürmischen Nacht hervortritt. An ihn klammert sich Petrus, der in den Wellen zu versinken droht, jedoch an Jesus Halt findet. Das weitere Geschehen beschreibt die Kirchenchronik von 1902: „Über den schwarzen Wellen erglänzt im Hintergrunde die anbrechende, goldene Morgenröthe, den Jüngern im schwankenden, bedrohten Schifflein den Weg zum rettenden Ufer weisend.“
2009 wurden die Glasfenster gereinigt und gesichert, die Kaiser- und Ministerstühle restauriert, so dass sie wieder bei Hochzeiten genutzt werden können. 2010 wurden die Türen und Beschläge erneuert. Zur Zeit werden defekte Außensteine ersetzt, die Restaurierung der Orgel soll folgen.
Möge die Kirche auch künftigen Generationen einen Weg zu Gott weisen - als Ort der Gemeinschaft und der Stille.
Es grüßt Sie recht herzlich der
Gemeindebezirksvorstand Erlöser
Berlin, im Jahr 2010
Spenden für die Erlöserkirche sind hoch willkommen
(KKV Berlin Süd Ost KNr 160440, Bank EDG Berlin, BLZ 100 602 37, Verwendungszweck 68/Erlöserkirche).